Russland und Syrien berichten von geplantem Giftgasangriff im Süden Idlibs
Beschuldigt werden wieder einmal die Weißhelme, die mit HTS-Kämpfern zusammenarbeiten sollen. Bahnt sich in Idlib etwas an?
Es ist ein altes Thema. Was machen die Weißhelme? Sind sie einfach eine Hilfsorganisation, die allerdings nur in wenigen Gebieten in Syrien Menschen hilft? Oder sind sie eine vom Westen finanzierte Organisation, die eng mit islamistischen Milizen wie der früheren al-Qaida-Gruppe HTS kooperiert und nur in den von dieser kontrollierten Gebieten tätig ist? Der Verdacht ist, dass der Westen die Weißhelme finanziert, um weiter Einfluss auf die Anti-Assad-"Rebellen" zu haben, die mittlerweile weitgehend Dschihadisten sind.
Ob die Weißhelme, die derzeit nur in der "Rebellenhochburg" Idlib zu finden sind, auch Vorfälle wie Giftgasangriffe inszenieren, ist ein offenes Thema. Wenn man sich die Meldungen, Fotos und Videos der Weißhelme in den vom HTS kontrollierten Idlib anschaut, werden hier nur Zivilisten, allen voran Kinder, von syrischen oder russischen Angriffen zum Opfer gemacht.
Seltsamerweise gibt es nur wenige Männer, die "gerettet" werden, und nie tauchen bewaffnete Kämpfer auf. Es gibt auch keine Erklärung dafür, warum die Weißhelme nur in von Dschihadisten kontrollierten Gebieten tätig sind und nicht beispielsweise in denen, die von Kurden oder von der Assad-Regierung kontrolliert werden. Sie sollen auch an der Seite türkischer Streitkräfte und deren Milizen nach Afrin gekommen sein. Ob sie noch dort sind, ist unklar.
Sollten sie eine wirklich neutrale Organisation sein, wofür sie sich ausgeben, ist das schon ziemlich verdächtig. Es werden auch nur russische und syrische Angriffe berichtet, was die Dschihadisten machen, bleibt hingegen ausgeblendet. Gleichwohl werben die Weißhelme so für sich und gegen die Bösen, was eigentlich das Misstrauen verstärken wollte, wenn keine Belege für Tatsachenbehauptungen geboten werden:
You only see what the media shows you. If you want to know the truth, you have to see the whole picture. Russia and regime are killing civilians in #Syria and trying to hide their crimes by covering up the truth. Be our voice to the world.
Die russische Regierung sieht in den Weißhelmen jedenfalls eine vom Westen finanzierte Organisation, die gegen Russland und die Assad-Regierung arbeitet und beispielsweise den angeblichen Giftgasangriff in Douma (Duma) inszeniert haben soll. Aussagen von Whistleblowern und Kritik an der Untersuchung der OPCW legen nahe, dass hier zumindest nicht alles offen vor sich ging und politische Interessen eine große Rolle spielen.
Russland hat schon mehrmals behauptet, dass die Weißhelme eine neue Aktion mit Giftgas vorbereiten würden. Geschehen ist dies nach Duma noch nicht. Jetzt kommt eine neue Warnung. HTS und die "pseudo-humanitären" Weißhelme würden einen neuen Giftgasangriff im Süden Idlibs planen, sagte Yury Borenkov vom Russischen Versöhnungszentrum: "Das Ziel der Provokation ist die Vorbereitung von im Internet im Nahen Osten und im Westen verbreitbaren Fotos und Videos, die die syrische Regierungstruppen beschuldigen, chemische Waffen gegen Zivilisten einzusetzen und nicht gezielte Angriffe auszuführen."
Zuvor hatte die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtet, dass "al-Nusra-Terroristen in Zusammenarbeit mit der sogenannten 'Weißhelme'-Gruppe unter der Aufsicht von türkischen und europäischen Experten" eine "Ladung chemischer Materialien, abgefüllt in Zylinder, die toxisches Chlorgas enthalten", in die Städte Saraqib und Ma'arat al-Numan im Süden des Landes gebracht hätten. Es habe sich, so sollen lokale Quellen berichtet haben, um zwei Fahrzeuge "für die Weißhelme" gehandelt. Die HTS-Kämpfer seien französischer, belgischer und türkischer Herkunft gewesen. Sind das dann die zuvor genannten "türkischen und europäischen Experten"?
Wenn solche Verdächtigungen wiederholt geäußert werden, ohne dass die Warnungen eintreffen, ist das ebenfalls verdächtig als Propaganda oder Diffamierungskampagne. Zwar könnte man auch sagen, dass durch solche Verdächtigungen Anschläge verhindert werden, aber das ist wenig überzeugend. Und man könnte spekulieren, ob solche Hinweise dann kommen, wenn die syrischen Streitkräfte einen Giftgasangriff planen. Überdies melden auch die Weißhelme immer mal wieder einen nicht bestätigten Giftgasangriff. Auch Syrien und Russland berichteten Ende 2018 von einem Giftgasangriff in Aleppo, dem aber nicht nachgegangen wurde (Konflikt über behaupteten Giftgasanschlag in Aleppo weitet sich aus).
Aufmerksamkeit verdienen solche Meldungen, die sich nicht überprüfen lassen, dennoch, denn die Verwendung von Giftgas wurde überwiegend den syrischen Streitkräften vorgeworfen und diente zu Angriffen sowie zu Angriffsdrohungen seitens der USA und ihren Alliierten. Nach den Unstimmigkeiten bei der OPCW-Untersuchung des angeblichen Giftgasangriffs in Duma (Douma) im April 2018 gibt es auch ein berechtigtes Misstrauen an den Berichten der UN-Organisation. Russland behauptet, das sei eine Inszenierung gewesen, nach den Aussagen und Leaks von OPCW-Inspekteuren ist es nicht sicher, ob ein Giftgas-Angriff stattgefunden hat und ob die Kanister von einem Flugzeug abgeworfen wurden.
OPCW-Leitung hat Bericht zum angeblichen Giftgasangriff in Duma frisiert
Bellingcat verteidigt OPCW-Abschlussbericht
OPCW-Generaldirektor weist Vorwürfe gegenüber dem Duma-Abschlussbericht zurück (Florian Rötzer)
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